Zeitungsartikel


Alois Jäger ist zurück in Dreiborn































Spendenaufruf für Dreiborn (1891)


Übersetzung:

                                              Cornelimünster, den 22.Mai 1891
Laut amtlicher Bekanntmachung seitens des Herrn Landgraff
Freiherr von Harff, Dechant Boyen und Bürgermeister Freiherr
von Harff, ist das Dorf Dreiborn im Kreise Schleiden
innerhalb von 3 Jahren jetzt zum zweiten Male von einer
verheerenden Feuerbrunst heimgesucht worden durch welche
23 Wohnhäuser mit Stallungen und Nebengebäuden zerstört,
und 27 Familien, meist arm und verschuldet, ihr Hab
und Gut verloren, und obdachlos geworden sind. Dazu
kommt, daß die Unglücklichen wegen ihrer Armuth ihr
Mobiliar und Futtervorräte entweder nur sehr gering,
oder gar nicht versichert hatten.
Der Bürgermeister




In Dreiborn läuten wieder die Glocken
Dreiborn. Die Pfarrgemeinde Dreiborn konnte am vergangenen Sonntag die feierliche Weihe ihrer vier neuen Kirchenglocken durch Weihbischof Dr. Hünermann erleben. Der ganze Ort prankte im Fahnenschmuck. Alt und jung war schon in den frühen Morgenstunden auf den Beinen.
Am Ortseingang standen auf zwei geschmackvoll gezierten Wagen, die mit kräftigen Rossen bespannt waren, die neuen Glocken. Von einer Reiterabteilung begleitet, wurden sie durch den ganzen Ort geführt. Sämtliche Vereine waren vertreten und beteiligten sich ohne Ausnahme an dieser Feierstunde.
Pfarrer Dr. Klein begrüßte mit herzlichen Worten alle Festgäste, darunter den Landrat des Kreises Schleiden, Peter Lauterbach und Kreissyndikus Dr. Stephan. Der Pfarrer bezeichnete den Festtag als ein denkwürdiges Erlebnis für die gesamte Pfarrgemeinde. Er ließ die Spender - vier Familien hatten je eine Glocke gespendet - unter begeistertem Beifall seiner Pfarrkinder hochleben.
Die erste Glocke, die dem heiligen Hubertus geweiht ist, trägt folgende Inschrift: "Im Jahre 1950, dem 23. April, als Pius XII. römischer Papst, Johannes Josef van Velden Bischof von Aachen, Dr. Alexander Klein Pfarrer von Dreiborn war, wurden wir geschenkt und geweiht." Diese Glocke ist auf den Ton G gestimmt. Die zweite auf B gestimmte Glocke trägt die Inschrift: "Oh Maria immer hilf." Im hohen C klingend sagt die dritte Glocke: "Josef, heiliger Vater mein, dich lad' ich zu meiner Sterbestunde ein." Auf der kleinsten Glocke, die auf ES gestimmt ist, sind die Worte zu lesen: "St. Georg, der Bedrängten Hort, schütze unseren Heimartort."
Weihbischof Dr. Hünermann, der die Weihe der Glocken vornahm, wurde in den Nachmittagsstunden in einer feierlichen Prozession zur Kirche geleitet. Am Kirchenportal begrüßte der Pfarrer den hohen Gast mit herzlichen Worten im Namen seiner ganzen Pfarrgemeinde. Mit stolz führte der Pfarrer an, dass er dem hohen Gast ein tiefgläubiges Volk vorstellen könne. Dreiborn, das von der Burg des Unglaubens (Vogelsang) eingeengt worden sei, habe trotz aller Zeiten dem Glauben standgehalten. Mit dem Einzug der neuen Glocken würden in Dreiborn die Schatten der trostlosen Vergangenheit begraben.
Nur eine Glocke sei im Kriege der Pfarre verblieben, doch auch ihr sei kurz vor Weihnachten das Herz gebrochen. Seitdem habe in der Pfarrgemeinde Karfreitagsstimmung geherrscht. Dem Aufruf des Pfarrers seien daraufhin sofort vier Familien gefolgt, indem sie je eine Glocke spendeten. Alle Nebenkosten seien freudig von der Pfarrgemeinde übernommen worden.
Weihbischof Dr. Hünermann sprach tiefbewegt seinen Dank für die herzliche Begrüßung und den feierlichen Empfang aus. Seine Worte waren dem Pfarrpatron St. Georg gewidmet. Die Lebenszeit dieser großen Heiligen sei in eine Zeitepoche gefallen, in der ein schwerer Kampf gegen den Glauben durchgeführt worden sei. St. Georg sei ein mutiger Streiter gewesen. Dreiborn müsse sich seiner weiterhin würdig zeigen. Seine Wünsche klangen aus in dem Gedanken, dass die neugeweihten Glocken zu einem dauernden Frieden läuten möchten.
In feierlicher Weise nahm dann der Weihbischof vor dem Kirchenportal in Anwesenheit mehrerer Geistlicher aus den Nachbarpfarreien die Weihe der Glocken vor. Den Taufsprüchen, die von den Paten der Glocken ausgesprochen wurden, konnte man die Bestimmung der einzelnen Glocken entnehmen.
Bei der ersten hieß es: "Hosanna läut' ich. Von nah und fern kommt und heiligt den Tag des Herrn."
Die Zweite: "Am Morgen, mittags, beim Tagesschluss sollst du läuten den englischen Gruß."
Die St. Josefs-Glocke: "Als Tauf- und Totenglocke erwählt, mahne ich die vergessliche Welt."
Die kleine Glocke: "An Gottes Huld ist alles gelegen, St. Georg erbitt' und des Himmels Segen. Mein Läuten bringe den Frieden des Herrn, halt' Wetter und Krieg von der Heimat fern."
Sowohl bei der Morgenveranstaltung wie auch beim feierlichen Weiheakt trugen Kinder sinnvolle Gedichte vor. Der gemischte Kirchenchor gab gute Beiträge gesanglicher Art. Die Musikkapelle ließ feierliche Weisen erklingen.
Man hatte den Eindruck, dass in Dreiborn eine Pfarre geschlossen zur Stelle war, als es galt, dem König der Könige zu huldigen. Opfersinn und tiefer Glaube fanden hier ein feierliches Bekenntnis. Am nächsten Sonntag, dem Pfarrpatronsfest, hatten nun die Glocken erstmalig in wohlabgestimmter Harmonie ihre Stimmen erklingen lassen, zur Ehre Gottes und zur Freude der Pfarre Dreiborn.